Willkommen zurück zu unserem Gespräch mit Stephen Williams von Stephen Williams Associates über die Zukunft des Bürodesigns. In diesem abschließenden Gespräch diskutiert Stephen Williams mit uns, wie zukünftige Arbeitsplatzdesigns neue Prioritäten berücksichtigen werden, darunter gesunde Umfelder, Infektionsschutz und Kontaktvermeidung, Bewältigung von Lärmbelästigung und die Nachhaltigkeit von Materialien.
Designflooring: Im ersten Teil unseres Gesprächs ging es um die Auswirkungen der Pandemie auf unsere Arbeitsweisen, und wie sich unsere Einstellung dazu, wie und wo wir arbeiten, durch unsere Erfahrungen geändert hat. Wir sind uns auch unseres lokalen und globalen Umfelds bewusster geworden. Sehen Sie, dass sich dies in einer Besorgnis um die Nachhaltigkeit von Designs niederschlägt? Der Kohlenstoffausstoß und unser Verbrauch endlicher Ressourcen stehen jetzt fest auf der Agenda. Erwarten da Ihre Auftraggeber eine verantwortungsbewusstere Nutzung von Materialien und wünschen sich, dass Hersteller offener und transparenter in Bezug auf die Umweltverträglichkeit ihrer Produkte sind?
Williams: Jede Art von Konsum verbraucht wertvolle Ressourcen. Obwohl Produktionsverfahren gegenwärtig schon so nachhaltig wie möglich sind, ist das Recycling von Baustoffen sicherlich ein gangbarer Weg. Wir überprüfen alle unsere Projekte sorgfältig, und wenn es sich um eine Renovierung handelt, versuchen wir, viele vorhandene Features zu integrieren, wodurch das Design interessanter und individueller wird.
Als Designer konzipieren wir unsere Projekte so, dass sie so lange wie möglich halten, egal ob es sich um ein Gebäude oder eine Inneneinrichtung handelt, und flexibel sind, um potenzielle neue Verwendungszwecke zu berücksichtigen. Wir bevorzugen Holz, da es ein sehr nachhaltiges Material ist, und vermeiden Aluminium, dessen Herstellung energieintensiv ist.
Designflooring: Neben einem langsameren Lebensrhythmus und unserer wiedergefundenen Verbundenheit mit der Umwelt infolge zahlreicher Lockdowns nehmen wir Geräusche bewusster wahr, sowohl in der Natur als auch in unserer baulichen Umgebung, und sind uns der Wirkung von Lärm auf unser mentales Wohlbefinden und unsere Produktivität mehr bewusst. Spiegelt sich dies in den Überlegungen von Unternehmen wider, wie sie ihre Büroflächen nutzen wollen?
Williams: Beim Bürodesign müssen wir die Akustik und Lärmbelastung beachten. Videokonferenzen sind ein Trend, der zwar durch die Pandemie vorangetrieben wurde, sich jedoch fortsetzen wird. Dies wird die Entwicklung von mehr „Fokusräumen“ erfordern, in die sich Mitarbeiter zurückziehen können, um Videobesprechungen ohne die Ablenkungen eines Großraumbüros abhalten zu können. Ich habe mit Akustikern zusammengearbeitet, um die Kamera- und Tonsysteme zu untersuchen, die erforderlich sind, um virtuelle Meetings mit hoher Qualität zu gewährleisten.
Designflooring: Um Arbeitnehmer zu ermutigen, nach dem Arbeiten von zu Hause aus ins Büro zurückzukehren, erzählen uns viele unserer Kunden, dass sie die gesundheitlichen Aspekte ihrer Arbeitsplätze stärken möchten. Stellen Sie fest, dass Hygieneaspekte im Design an Bedeutung gewonnen haben?
Williams: Hygiene ist ein sehr interessanter Faktor. Wir integrieren berührungslose Funktionen in unsere Designs, zum Beispiel berührungslose Wasserhähne in Gemeinschaftswaschräumen und automatische Einrichtungen wie berührungslose Türen. Körperkontakt ist jedoch Teil der menschlichen Natur und lässt sich langfristig nicht vermeiden. Ich glaube, dass große Räume, natürliches Licht und die richtigen akustischen Eigenschaften den größten Beitrag zu gesunden Büros leisten. Die Beziehung von innen nach außen und unsere Verbundenheit mit der Landschaft werden wichtiger werden.
Designflooring: Gesundheitliche Aspekte und Infektionsschutz im heutigen Büroalltag müssen dann auch die Kontaktvermeidung einschließen? Der Trend geht hin zu flexibleren offenen Büroflächen, die die Zusammenarbeit und Kollaboration fördern, da individuelle Schreibtische wegfallen. Wie werden Bürodesigns dieses Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Kontakten Ihrer Ansicht nach mit ausreichenden Vorkehrungen für persönlichen Raum und Kontaktvermeidung in Einklang bringen?
Williams: Während eines normalen Arbeitstages fallen viele Aufgaben an, für die ein Schreibtisch nicht die am besten geeignete Arbeitsfläche ist. Künftig werden wir eine vielfältige Landschaft von Typologien benötigen, um verschiedene Arbeitsanforderungen zu unterstützen und unser volles Potenzial zu entfalten. Darunter fallen auch Bereiche, in denen sich Mitarbeiter konzentrieren, mit ihren Kollegen interagieren und Besprechungen abhalten können.
Wir empfehlen diesen Unternehmen, eine größere als die minimal benötigte Fläche für die jeweilige Anzahl von Mitarbeitern zu mieten, um Raum für flexibles und kreatives Arbeiten einzuplanen. Eine Quantifizierung, wie die Neugestaltung von Büroräumen Unternehmen zugutekommen wird, ist in der Praxis recht schwierig. Eine von uns verwendete Methode ist jedoch der Vergleich der krankheitsbedingten Ausfalltage der Arbeitnehmer vor und nach der Neugestaltung. Wir haben vor Kurzem ein geändertes Design für ein Transportunternehmen abgeschlossen, und anschließend halbierte sich die Abwesenheitsquote wegen Krankheit.
Die wichtigsten Themen sind für mich momentan die Work-Life-Balance, Sicherung von Arbeitsplätzen und bezahlbarer Wohnraum. Design hat einen enormen Einfluss auf die Schaffung der Wohn- und Arbeitswelten, die unentbehrlich sind, um die Generationen Y und Z und die Arbeitskräfte der Zukunft anzuziehen.
Wie Vivienne Westwood kürzlich sagte: „Everything is connected – Alles ist miteinander verbunden“. Uns muss die bauliche Umgebung, und wie sie es uns ermöglicht, miteinander umzugehen, besonders am Herzen liegen. Eine Gesellschaft, die inklusiv und demokratisch ist, wird für die Themen, denen wir im Laufe der nächsten Jahre begegnen müssen, gewappnet sein.
Wir danken Herrn Williams vielmals für das Gespräch. Weitere Informationen über die Arbeit von Stephen Williams finden Sie unter www.stephenwilliams.com